Im 19. und frühen 20. Jahrhundert besuchten viele wohlhabende jüdische Familien aus dem nahegelegenen Frankfurt am Main die Kurstadt Bad Homburg im Taunus, nicht wenige der Kliniken waren jüdisch geführt. Der Nervenarzt Dr. Siegfried Goldschmidt eröffnete sein großes Sanatorium hier im Jahr 1911 ausdrücklich als "Jüdisches Sanatorium" und ließ den von einem Park umgebenen repräsentativen Bau mit einer Haussynagoge und einem rituellen Tauchbad ausstatten.
Seit vielen Jahren steht das denkmalgeschützte Taunus-Sanatorium Dr. Goldschmidt leer, über mögliche Neunutzungen und ihre Finanzierung wird aktuell diskutiert. Die Schülerinnen und Schüler des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums kennen die prächtige, aber stark verwilderte Anlage gut, denn sie liegt genau gegenüber der Schule und ist ein beliebter Treffpunkt der Jugendlichen. In diesem Projekt nehmen sie das Denkmal in ihrer Nachbarschaft zum Anlass, mehr über die Nutzungsgeschichte des Baus und damit auch über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bad Homburg in Erfahrung zu bringen. Sie werten Schrift- und Bildquellen aus, untersuchen die Grundrisse und verbliebenen originalen Bauteile des Sanatoriums und befragen Mitglieder der jüdischen Gemeinde ebenso wie Anwohner dazu. Warum dieses Denkmal erhaltenswert ist und und zu was es Auskunft gibt, erörtern die Jugendlichen in Projektmappen und konzipieren schließlich eine Ausstellung zum Jüdischen Sanatorium, die sie in einem Katalog auch dokumentieren.
Die Projektleiterin:
„Wir konnten das Gelände begehen und unsere Eindrücke mit Fotografien sowie Skizzen dokumentieren. Die Leiterin des Denkmalamts Bad Homburg informierte uns dann im November in einem Vortrag, den ich u.a. mit didaktischen Materialien der Stiftung vorbereitet hatte. Im Stadtarchiv konnten wir Digitalisate historischer Fotos finden und das Kreisarchiv stellte eine Pressedokumentation zum Denkmal zur Verfügung. Es vermittelte auch ein Schüler-Interview mit dem Landrat, das im März stattfindet und inklusive Audio- und Videoaufnahmen vorbereitet wird.
Wie wechselhaft die Geschichte des Denkmals ist, hat die Schülerinnen und Schüler beeindruckt. Sie diskutierten, welche Verantwortung sich aus der Geschichte eines Bauwerks für seine weitere Nutzung ergibt – etwa anhand der Nutzung der Villa Goldschmidt als Ausbildungsstätte der Reichsbahn und später durch eine zionistische Bewegung. Besonders interessant war für die Lerngruppen auch die Frage der zukünftigen Nutzung des Denkmals. Sie erstellen eine Sammlung von eigenen Zukunftsvisionen und ein 3D-Modell (als Ergänzung zum ‚historischen‘ Modell). In allen Jahrgängen bereiten die Jugendlichen arbeitsteilig einen historischen Stadtspaziergang auf den Spuren jüdischen Lebens in Bad Homburg vor. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln parallel dazu selbst eine Ausstellung, die im Juli in der Schulaula gezeigt werden soll. Für die Eröffnung laden sie die Autorin der Auftragsstudie zur Villa Goldschmidt und einen Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt ein, die in Vorträgen über ihre Arbeit berichten werden.“
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