In einem interdisziplinären Projekt geht es am Carl-Humann-Gymnasium um die Bunker des Zweiten Weltkriegs, die wegen ihrer brachialen Bauweise noch immer das Essener Stadtbild prägen. Einige der einst 27 Anlagen stehen heute unter Denkmalschutz. Aus welchem Anlass wurden sie errichtet? Wem sollten sie Schutz geben? Und sind die fensterlosen Monumente des Luftkrieges Schandflecken oder wertvolle Erinnerungsorte? Diesen Fragen widmen sich die Schülerinnen und Schüler im Geschichtsunterricht.
Die Verbindung von Quellenwert und Stofflichkeit der Stahlbetonbauten steht dann im Zentrum des Projekts. Die dickwandigen Gemäuer, die einst dem Bombenhagel trotzen sollten, zerbröseln heute langsam aber stetig durch die Kräfte der Natur und durch Umwelteinflüsse. In Chemie erforschen die Jugendlichen, durch welche Prozesse Schäden am Baustoff Beton entstehen. In direkter Anschauung am Objekt lernen sie schließlich auch Verfahren kennen, wie diese Schäden entdeckt, dokumentiert und behoben werden können und beschäftigen sich auch mit den Möglichkeiten, Bunkerbauten zum Beispiel zu Wohnzwecken umzunutzen.
Die Projektleiter:
„Sehr anschaulich lässt sich an denkmalgeschützten Bunkeranlagen das Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus vermitteln. Sowohl durch die Geschichte der Gebäude als auch durch die Bauweise an sich können Schülerinnen und Schüler schnell erkennen, unter welchen Bedingungen sie entstanden und welche Rolle Zwangsarbeit in der Kriegswirtschaft spielte. Für das Fach Chemie sind die Bunker vor allem gute Anschauungsobjekte für die Haltbarkeit (und Verfallserscheinungen) von Stahlbeton, die sich an diesen Gebäuden über Jahrzehnte beobachten lassen. Und nicht zuletzt sind sie ein spannender Lernort für die allgemeine Problematik des Denkmalschutzes (Welche Gebäude sind überhaupt erhaltenswert?).
Aufgrund der Corona-Lage konnte eine Exkursion zum Hochbunker ‚Eiserne Hand’ auf dem Gelände der Feuerwehr nicht stattfinden. Als Ersatz hat uns der dort für den Zivilschutz Zuständige im Gymnasium besucht. Er konnte beiden Lerngruppen des Jahrgangs 9 nicht nur viel über die Geschichte des Bunkers berichten, sondern auch über seine heutige Verwendung. Ebenfalls mit beiden Lerngruppen haben wir dann im März eine Exkursion zum Hochbunker an der Körnerstraße gemacht, ihn konnten wir auch von innen besichtigen und untersuchen.
Praktische Erfahrungen haben die Schülerinnen und Schüler vor allem bei den Workshops im Schülerlabor gesammelt. Dieses Praxiswissen konnten sie bei der Exkursion zum Bunker an der Körnerstraße konkret anwenden und reflektieren. Besonders wertvoll waren die neu erlangten Kenntnisse zu den Eigenschaften des Baustoffs Beton und dazu, wie man Schäden am Beton entdeckt.
Bei der Begehung des Rundbunkers an der Körnerstraße haben Kleingruppen Videos gedreht, die das Bauwerk und die baulichen Schäden am Gebäude darstellen. Diese Videos wurden anschließend im Unterricht vorgeführt und ausgewertet. Sie haben nun auch dokumentarischen Wert, da der denkmalgeschützte Bau zu einem modernen Wohngebäude umgebaut wird. Desweiteren haben die Jugendlichen selbstständig ein Interview mit dem Architekten Heimeier vorbereitet und aufgenommen, der in Essen-Huttrop einen Bunker umgebaut hat. Hier konnten sie die zahlreichen Fragen, die während des Projekts entstanden sind, an einen Experten richten.“
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