Seit einigen Jahren ist das Sinti-Mausoleum ein wichtiger Lernort für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9 und 10 am Elisabeth-Gymnasium Halle. Für den Erhalt dieses außergewöhnlichen Baudenkmals setzt sich das Gymnasium in einem größeren Netzwerk ein und hat am Tag des offenen Denkmals wiederholt auf seine Bedeutung aufmerksam gemacht.
Das Mausoleum auf dem inzwischen entwidmeten Friedhof in Halle-Osendorf wurde 1915 für die Sinti-Familie Weinlich gestaltet. Angeleitet durch Fachleute der Gedenkstätte Roter Ochse Halle (Saale) forschen eine 9. und eine 10. Klasse am Beispiel der Grabstätte zur Geschichte der Sinti und Roma in Mitteldeutschland. Als eines ihrer wenigen steinernen Zeugnisse untersuchen die Jugendlichen die kulturhistorisch wertvolle Substanz des Mausoleums und werten archivalische Quellen dazu aus. Im Umgang mit der Grabstätte, die 2025 restauriert wird, erlebt die Projektgruppe Denkmalerhalt als gesellschaftliche Aufgabe, die zur Demokratiefähigkeit junger Menschen grundlegend beiträgt. Und in Begegnung mit dem Sohn einer 1943 aus Halle nach Auschwitz deportierten Sintiza erfährt sie die Geschichte der Minderheitengruppe als Teil ihrer eigenen Vergangenheit und Gegenwart.
Ihre Erkenntnisse sichern die Schülerinnen und Schüler in Texten, Zeichnungen und digitalen Formaten und präsentieren sie öffentlich, um das Sinti-Mausoleum als Erinnerungs- und Lernort in das Bewusstsein der Stadtgesellschaft zu heben.
Die Projektleiterin:
„Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass die Erforschung des Mausoleums, das Kennlernen seiner Geschichte und die sich anschließende Präsentation einen äußerst umfangreichen Prozess darstellen. Die genaue Planung, Strukturierung und arbeitsintensive Vorbereitung ist durchaus herausfordernd, die Projektarbeit wird in ihrer Komplexität aber auch für die Erweiterung des Wissens und eigener Kompetenzen positiv bewertet, die Resonanz am Tag des offenen Denkmals als Wertschätzung empfunden. Durch die Teilnahme an denkmal aktiv und am Tag des offenen Denkmals hat unser Projekt einen großen Schub in der öffentlichen Wahrnehmung bekommen. Besonders spannend ist für die Jugendlichen die überregionale Bedeutung des Mausoleums für die nationale Minderheit.
Unterrichtsinhalte, die sich im Projekt anschaulich vermitteln lassen, sind:
- Architektur und Gestaltung, Objekte und Räume detailliert wahrnehmen und beschreiben
- Form- und Stilmerkmale sowie Symbolik in Werken der Kunstgeschichte erkennen
- Visionen des Städtebaus, Nachhaltigkeit und Denkmalschutz kennenlernen
- geschichtskulturelle Kompetenzen entwickeln und das aktuelle Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus untersuchen
Am 27.01. fahren wir mit drei Schülerinnen in die Staatskanzlei nach Magdeburg. Im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag können wir in einer Diskussionsrunde zu Wort kommen. Das Team freut sich sehr, mit dem Projekt an solch außergewöhnlichen Veranstaltungen teilnehmen zu dürfen.
Ein Historiker des Romano Sumnal e.V. Leipzig ist bereit, die Dokumentation des Restaurierungsfortschritts am Mausoleum durch die Schülerinnen und Schüler fachwissenschaftlich zu begleiten. Der Leiter der Gedenkstätte Roter Ochse regte einen Beitrag zur Datenbank ‚Lost Places‘ der Historischen Kommission an. Es gab auch Kontakt zum für den Denkmalschutz aktiven Arbeitskreis Innenstadt e.V.; in der Publikation ‚Hallesche Blätter‘ ist ein Beitrag u.a. über unsere Arbeit erschienen.
Im September 2025 ist die Teilnahme am Tag des offenen Denkmals erneut geplant. Außerdem präsentiert das Projektteam zum Schuljahresende die bis dahin entstandenen Arbeiten - Flyer, Informationsmaterial, künstlerische Werke, Fotografien etc.“
denkmal aktiv fördert Projektwochen und Projektphasen mit bis zu 300 Euro
Spannende Jahres- und Wochenprojekte: Beispiele in unserem Projektschaufenster