Schloss Neubeuern hat eine lange Tradition als Hort von Bildung, Kunst und Wissenschaft. Der imposante Schlossbau auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Höhenburg über dem Inntal ist nicht nur baugeschichtlich von Bedeutung. Besondere Strahlkraft entwickelte er im frühen 20. Jahrhundert, als Baronin Julie von Degenfeld-Schonburg und ihre Schwägerin Gräfin Ottonie hier einen schöpferischen Freundeskreis um sich bildeten, dem unter anderen Harry Graf Kessler und Hugo von Hofmannsthal, Henry van de Velde und Bruno Paul, Arnold Böcklin und Franz von Lenbach angehörten. In Teilen traf sich der Kreis vor dem Ersten Weltkrieg jährlich zu einer „Neubeurer Woche“.
Das Schloss, in dem 1923 erstmals eine Internatsschule eingerichtet wurde, beherbergt in seiner in Teilen denkmalgeschützten Bibliothek einen wertvollen historischen Bücherschatz: die private Sammlung der Gräfin Ottonie. Regelmäßige Schenkungen aus dem Freundeskreis bereicherten sie, allein Hofmannsthal trug Dutzende Bücher dazu bei. Diese Bibliothek werden sich Schülerinnen und Schülerinnen des Internats in fächer- und jahrgangsübergreifender Projektarbeit als Lernort erschließen. Noch nicht registrierte Bücher der Sammlung werden aufgenommen und Ausgaben identifiziert, Widmungen und Vermerke verzeichnet und mit dem Briefwechsel zwischen Hofmannsthal und Gräfin Ottonie abgeglichen. So erfahren die Jugendlichen die Bibliothek als integralen Bestandteil der Schulgeschichte und lernen die historischen Persönlichkeiten kennen, die Neubeuern zu einem kulturellen Zentrum von überregionaler Bedeutung haben werden lassen. Ihre Erkenntnisse wollen sie schließlich auf Ausstellungstafeln, in einer kleinen Publikation und mit einer Podcast-Reihe für nachfolgende Schülergenerationen aufbereiten.