Schloss Neubeuern hat eine lange Tradition als Hort von Bildung, Kunst und Wissenschaft. Der imposante Schlossbau auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Höhenburg über dem Inntal ist nicht nur baugeschichtlich von Bedeutung. Besondere Strahlkraft entwickelte er im frühen 20. Jahrhundert, als Baronin Julie von Degenfeld-Schonburg und ihre Schwägerin Gräfin Ottonie hier einen schöpferischen Freundeskreis um sich bildeten, dem unter anderen Harry Graf Kessler und Hugo von Hofmannsthal, Henry van de Velde und Bruno Paul, Arnold Böcklin und Franz von Lenbach angehörten. In Teilen traf sich der Kreis vor dem Ersten Weltkrieg jährlich zu einer „Neubeurer Woche“.
Das Schloss, in dem 1925 erstmals eine Internatsschule eingerichtet wurde, beherbergt in seiner zum Teil denkmalgeschützten Bibliothek einen wertvollen historischen Bücherschatz: die private Sammlung der Gräfin Ottonie. Regelmäßige Schenkungen aus dem Freundeskreis bereicherten sie, allein Hofmannsthal trug Dutzende Bücher dazu bei. Diese Bibliothek werden sich Schülerinnen und Schülerinnen des Internats in fächer- und jahrgangsübergreifender Projektarbeit als Lernort erschließen. Noch nicht registrierte Bücher der Sammlung werden aufgenommen und Ausgaben identifiziert, Widmungen und Vermerke verzeichnet und mit dem Briefwechsel zwischen Hofmannsthal und den Schulgründerinnen Gräfin Ottonie und Julie Freifrau von Wendelstadt abgeglichen. So erfahren die Jugendlichen die Bibliothek als integralen Bestandteil der Schulgeschichte und lernen die historischen Persönlichkeiten kennen, die Neubeuern zu einem kulturellen Zentrum von überregionaler Bedeutung haben werden lassen. Ihre Erkenntnisse wollen sie schließlich mit Ausstellungstafeln und einem Kalender für nachfolgende Schülergenerationen aufbereiten.
Die Projektleiter:
„Die Arbeitsgruppe denkmal aktiv lernt in der Projektarbeit das Denkmal Schule Schloss Neubeuern mit seiner Geschichte und speziell der Bibliothek intensiv kennen. In der Beschäftigung damit erfahren die Jugendlichen, dass in den Büchern der historischen Bibliothek verschiedene Gedanken- und Lebenswelten enthalten sind. Unterrichtsinhalte besonders des Fachs Geschichte, die sich am Lernort Denkmal anschaulich vermitteln lassen, sind zum Beispiel die immer wieder aufscheinenden Verbindungen von Lokal- und Nationalgeschichte. Auch dass die Privatbibliothek der Schlossherrin den Nukleus einer Internatsschule bildete, wird in den Arbeiten sehr deutlich.
Die Gruppe arbeitet neben der Überprüfung der Klassischen Sammlung und des Briefwechsels Hofmannsthal-Degenfeld auch an der Erstellung eines Kalenders mit Motiven aus den historischen Gästebüchern und entwickelt Vorschläge für die Schule zur Nutzung der Bibliothek als Lern- und Aufenthaltsort. Rechercheergebnisse, die den Lernenden besonders viel bedeuten, sind einerseits das Auffinden von seltenen Ausgaben und singulären Manuskripten (z.B. Autographen), andererseits aber auch, dass sie erfahren, auf welche Weise Literatur hilfreich war und sein kann, um in schwierigen Situationen Halt zu finden – und dass in alten Büchern erhaltene Texte durchaus noch aktuell sein können, dass sie zeitlose Wahrheiten bergen: ‚Es ist mehr von der Vergangenheit in der Gegenwart, als man ahnt‘, wie Hofmannsthal in seinen Gedanken zum ‚Rosenkavalier‘ formulierte.“
denkmal aktiv fördert Projektwochen und Projektphasen mit bis zu 300 Euro
Spannende Jahres- und Wochenprojekte: Beispiele in unserem Projektschaufenster