Zwei Schulen in Westfalen und im Weserbergland beschäftigen sich in einem gemeinsamen Projekt mit der Frage, wie sich denkmalgeschützte Wohnhäuser sinnvoll in die Entwicklung der Heimatstadt einbinden lassen.
Ein historisches Gebäude hat eine lange Rezeptionsgeschichte hinter sich, bis es zum Denkmal erklärt wird. Diesen Prozess will sich eine AG der Realschule an verschiedenen Bauten der Lemgoer Altstadt erarbeiten und verstehen, was ein Denkmal ausmacht. Die Schülerinnen und Schüler erkunden dazu ein ungenutztes Fachwerkhaus inmitten der Altstadt, sie verfolgen die Arbeiten an Gebäuden, die im Rahmen einer Quartiers-Umgestaltung denkmalgerecht saniert werden und untersuchen auch das Rathausensemble am Marktplatz sowie das Hexenbürgermeisterhaus, einen Renaissancebau, der vor wenigen Jahren grundlegend instandgesetzt und restauriert wurde. Zu all diesen Denkmalen sichtet das Projektteam historische Unterlagen im Stadtarchiv und lernt in Gesprächen mit Fachleuten aktuelle Bauplanungen kennen. Das, was die Jugendlichen bei Unterrichtsgängen in der Lemgoer Innenstadt erleben, vergleichen sie mit Eindrücken, die sie auf Exkursion in andere historische Stadt- und Ortskerne in NRW und zum Objekt der Partnerschule sammeln. Auf dieser Basis erstellen sie Modelle zu den untersuchten Bauten und präsentieren sich ihre Ergebnisse gegenseitig. So versetzen sich die Schülerinnen und Schüler selbst in die Lage, den Wert eines historischen Gebäudes unabhängig von seinem aktuellen Zustand zu erkennen und zu verstehen, warum es unter Schutz steht.
Die Ev. Stadtkirche St. Nicolai am Lemgoer Marktplatz gehört zu den Förderprojekten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Der Projektleiter:
„Was macht den Wert eines historischen Gebäudes aus? Wie kann es revitalisiert werden? Und wie funktioniert Stadtentwicklung - das heißt, welche Entscheidungen werden getroffen, welche erweisen sich als günstig oder ungünstig?
Die AG hat die Erfahrung gemacht, dass eine Stadt nicht von selbst wächst, sondern immer wieder erneuert und belebt werden muss. Manche ihrer Gebäude und Denkmale sehen wunderschön aus, aber manchmal auch ziemlich heruntergekommen. Dann braucht man Fantasie, um sich vorzustellen, wie daraus wieder schöne Häuser werden könnten. Der Stadtarchivar schlug uns vor, die leerstehende ehemalige Scheune am Lippegarten in der Lemgoer Innenstadt als Forschungsobjekt zu wählen. Für die Schülerinnen und Schüler ist es interessant, das alte Gebäude zu analysieren und selbstständig eine neue Nutzung dafür zu erarbeiten. Auch mit dem Abriss eines Einkaufscenters aus den 60er Jahren, das in der Innenstadt nicht funktioniert hat, beschäftigen wir uns ausführlich.
Im Projekt hat sich gezeigt: Wohnungsgrundrisse zu entwickeln oder eine ganze innerstädtische Freifläche zu planen, kann richtig Spaß machen! Wir machen technische Zeichnungen, skizzieren, bauen Fachwerkmodelle, erstellen ein städtebauliches Modell mit dem 3D-Drucker und programmieren mit Tinkercad - eine spannende Art, das logische Denken und die räumliche Vorstellungskraft herauszufordern und zu trainieren. Und die AG ist stolz, dass ihre Modelle im Museum Hexenbürgermeisterhaus die Ausstellung ‚VOR 50 JAHREN. Lemgoer Stadtsanierung zwischen Erhalt und Erneuerung’ bereichern.“
denkmal aktiv fördert Projektwochen und Projektphasen mit bis zu 300 Euro
Spannende Jahres- und Wochenprojekte: Beispiele in unserem Projektschaufenster