Ein Kriegerdenkmal auf dem Karl-Marx-Platz im Wittener Hohenzollernviertel wird gerade restauriert: Die Germania, die hier 1877 errichtet wurde, um an die Deutschen Einigungskriege zu erinnern. Tafeln zu ihren Füßen tragen die Namen der Wittener Soldaten, die in den Kriegen ihr Leben gelassen haben. In diesem fächerverbindenden Projekt soll die Geschichte des Denkmals erkundet und sein Erhaltungszustand analysiert werden. Zwei Expertengruppen arbeiten dazu jeweils in ihrem Schwerpunkt.
Eine Geschichts-Arbeitsgruppe fragt: Welche Motive gab es bei der Errichtung des Denkmals? Welche Rolle spielten Umbenennungen und Eingriffe in seine Gestaltung? Welche unterschiedlichen Botschaften sollte es zu verschiedenen Zeiten transportieren, und welche Funktion weist dem lange vernachlässigten Kriegerdenkmal die Stadtgesellschaft heute zu? Zu all diesen Themen recherchieren die Schülerinnen und Schüler und erhalten dabei Unterstützung durch das Geisteswissenschaftliche Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum. Gleichzeitig untersucht ein Forder-Kurs, wie sich Umweltschadstoffe, die etwa durch den Straßenverkehr entstehen, auf die Bausubstanz und die Lesbarkeit des Denkmals auswirken. Mit Begleitung durch den MINT-Bereich des Alfried Krupp-Schülerlabors erforscht diese Gruppe die Eigenschaften von Baumaterialien, installiert Stickoxidsammler und wertet sie aus, erstellt eine Schadensanalyse und formuliert eine aktuelle Zustandsbewertung der Germania.
In regelmäßigen Treffen stellen sich die beiden Gruppen ihre Arbeitsergebnisse vor, arbeiten an einem gemeinsamen Forschungsblog und gehen auch zusammen auf Exkursion. Abschließend gestalten sie eine Schulausstellung mit Modellen, einen Podcast und eine digitale Rallye zum Hohenzollernviertel.
Die Projektleitenden:
„Im Stadtarchiv haben wir festgestellt, dass sich die Statue und der Platz massiv verändert haben. Baulich fehlen heute Adler, Springbrunnen, Siegeskranz, Kreuze. Unter anderem darin zeigt sich, dass die Germania seit ihrer Errichtung einen starken Bedeutungswandel erlebt hat, den wir im Gespräch mit Zeitzeugen und Historikern, der Denkmalpflege und dem Bürgermeister erkunden. Heute ist die Statue in der Öffentlichkeit umstritten. Es gibt unterschiedliche Meinungen zu ihrer Bedeutung und verschiedene Parteien versuchen, sie für eigene Anliegen zu nutzen.
Auch haben wir erfahren, dass Umwelteinflüsse dem Denkmal bereits von Anfang an zugesetzt haben. Aktuell ist die Untersuchung von Wärme-Kälte-Veränderungen und damit einhergehender Rissbildung im Gestein besonders interessant für uns. Es laufen Untersuchungen zu Hydrophobierung und zum Schutz vor Bodenfrost, die potenziell Lösungen für die Konservierung des Denkmals bieten. Neben solchen Grundlagen des Bautenschutzes lernen die Schülerinnen und Schüler bei der Projektarbeit zu verschiedenen Schäden am Denkmal viel über die Säurechemie, die Chemie der Verbrennung und der Stickoxide.“
denkmal aktiv fördert Projektwochen und Projektphasen mit bis zu 300 Euro
Spannende Jahres- und Wochenprojekte: Beispiele in unserem Projektschaufenster