Mit der jüdischen Geschichte der Wetterau hat sich die Wölfersheimer Singbergschule schon mehrfach beschäftigt, etwa im Rahmen von Projekttagen. Auch der jüdische Friedhof des Ortes, von der Schule nur wenige Minuten entfernt gelegen, ist häufig Ziel von Exkursionen. Die multiethnisch zusammengesetzte Schülerschaft nimmt ihn mit Blick auf das Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen wie auch als Mahnmal der Ausgrenzung von Minderheiten wahr.
Die Grabmale des Friedhofs und ihr Erhaltungszustand sollen nun einem großen Schuljahresprojekt eingehend untersucht werden - als Geschichtszeugnisse und als steinerne Quellen, deren Lesbarkeit in Gefahr ist. Die Schülerinnen und Schüler des Geschichtsvorleistungskurses nähern sich dem historischen Ort begleitet durch einen Historiker und nehmen genauer unter die Lupe, welchen Umwelteinflüssen die Grabmale ausgesetzt sind und wie sie dagegen geschützt werden können. Dabei geht es um die Auswirkungen von Abgasen des Autoverkehrs auf der am Friedhof vorbeiführenden Hauptstraße ebenso wie um die vermehrt auftretenden Extremwetterereignisse, die den Steinen und ihren Inschriften zusetzen. Auch ein Biologie-Kurs des Jahrgangs 11 ist am Projekt beteiligt. Begleitet durch die Didaktik der Biologie an der Universität Koblenz können die Projektteams erforschen, wie Bewuchs z.B. durch Moose auf den alten Grabsteinen entsteht und wie er sich auf den Stein und die Inschriften auswirkt. Mit Unterstützung durch den Landesverband der jüdischen Gemeinden Hessen suchen die Wölfersheimer Jugendlichen schließlich nach Wegen, durch wiederkehrende Aktivitäten zum Erhalt des Friedhofs beizutragen und auch dazu, ihn als Lernort zu etablieren.
Der Projektleiter:
„In diesem Denkmalprojekt lernen die Schülerinnen und Schüler den Friedhof und seine Geschichte anschaulich und in allen Details kennen. Es ermöglicht ihnen eine tiefe historische Erfahrung des Nahbereichs der eigenen Schule und der Heimatgemeinde. Die Behandlung des jüdischen Friedhofs in der Zeit der Diktatur ist für die Jugendlichen von besonderem Interesse. In ihm spiegeln sich deutsch-christlich-jüdische Geschichte, regionale und kommunale Geschichte.
Im eigenständigen Erarbeiten von Inhalten zur Geschichte des Friedhofs macht der Kurs wertvolle praktische Erfahrungen und nimmt Kontakt zu den fachlichen Partnern des Projekts auf. Er trifft mit Stadthistorikern zusammen, bekommt Auskünfte vom Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen und vom Landesamt für Denkmalpflege und erhält nicht zuletzt konkrete Anleitung durch die Universität Koblenz, Didaktik der Biologie, zur Analyse des Erhaltungszustands der Inschriften auf den Grabsteinen. Im März wird die Gruppe mit Unterstützung des Koblenzer Schülerlabors vor Ort den Bewuchs durch Flechten und Moose untersuchen und erfassen, die Vorbereitungen dazu laufen bereits.
Zum Abschluss des Projekts will der Vorleistungskurs die Ergebnisse bei einem Ortstermin am 21. Juni mit den o.g. Akteuren sowie den Projektbetreuern vorstellen.“
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