Treuenbrietzen war einst von einer Mauer umgeben, von der Teilstücke erhalten sind - unter anderem dort, wo scheinbar mitten im Stadtpark ein Gedenkstein auf einen jüdischen Friedhof hinweist. Er ist nicht zu sehen, denn dieser Friedhof wurde 1944 zerstört, um an seiner Stelle, u.a. mit den Grabsteinen, einen Bunker zu bauen. Einige der jüdischen Grabsteine sind noch vorhanden und heute im Heimatmuseum Treuenbrietzen zu sehen.
An zwei Brandenburger Schulen geht es in einem gemeinsamen Projekt um die Geschichte jüdischer Begräbnisplätze. Kinder der Albert-Schweitzer-Grundschule Treuenbrietzen gehen auf Spurensuche in ihrer Stadt, vermessen und beschreiben die unterschiedlichen Abschnitte der Stadtmauer und erkunden das Parkgelände. Den Platz im Stadtpark, den der Gedenkstein markiert, schaut sich das Team mit Experten für jüdische Kultur genauer an. Ist der ehemalige jüdische Friedhof ein Denkmal, auch wenn dort gar keine Grabsteine stehen? Gibt die Stadtmauer Schutz, oder muss man sie heute selbst beschützen? Was macht den Park zu einem Gedenkort? Und ist der traditionell als Rodelhang genutzte Wall an der Friedhofsmauer nach jüdischem Verständnis vielleicht immer noch ein heiliger Ort? Auf all diese Fragen suchen die Schülerinnen und Schüler Antworten und erarbeiten mit Unterstützung einer Expertin für Judaistik an der Uni Potsdam einen Eintrag zum jüdischen Friedhof Treuenbrietzen für das Verzeichnis Jüdischer Friedhöfe in Brandenburg.
Die Projektleiterin:
„Die Schülerinnen und Schüler fanden das Kennenlernen der jüdischen Vergangenheit von Treuenbrietzen und besonders auch der hebräischen Schrift sehr spannend. Wir konnten mit Unterstützung unserer fachlichen Partnerin viel zutage fördern, was die Geschichte des jüdischen Friedhofs angeht:
Zwei seiner Grabsteine, die im Heimatmuseum aufbewahrt werden, wurden erstmals übersetzt. Bislang war man von einem kaputten Grabstein ausgegangen, wir wissen aber nun, dass es Fragmente von zwei Grabsteinen sind. Außerdem ist bekannt geworden, dass die Steine erst zu DDR-Zeiten verschwanden, denn bis in die 60er Jahre standen sie noch. Sie wurden wohl zur Uferbefestigung verwendet. 2017 wurde diese Uferbefestigung erneuert. Die Frage ist nun: Wo sind die Grabsteine hin?
Mit dem Heimatmuseum sind wir in engem Kontakt, die Zusammenarbeit hat sich im Verlauf der Projektarbeit noch intensiviert. Zum Stadtfest am 18. Juni haben wir eine Ausstellung in der Stadtinformation und eine Führung im Stadtpark geplant. Wir werden außerdem zum Tag des offenen Denkmals einen Gedenkstein auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof aufstellen, mit dem die Ergebnisse aus unserer Projektarbeit abrufbar sind.“
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