Grundschule Albert Schweitzer, Treuenbrietzen

Friedhof oder Rodelbahn? Ein jüdischer Begräbnisplatz im Stadtpark

Partnerprojekt: Jüdisches Erbe in Brandenburg

Treuenbrietzen war einst von einer Mauer umgeben, von der Teilstücke erhalten sind - unter anderem dort, wo scheinbar mitten im Stadtpark ein Gedenkstein auf einen jüdischen Friedhof hinweist. Er ist nicht zu sehen, denn dieser Friedhof wurde 1944 zerstört, um an seiner Stelle, u.a. mit den Grabsteinen, einen Bunker zu bauen. Einige der jüdischen Grabsteine sind noch vorhanden und heute im Heimatmuseum Treuenbrietzen zu sehen.
An zwei Brandenburger Schulen geht es in einem gemeinsamen Projekt um die Geschichte jüdischer Begräbnisplätze. Kinder der Albert-Schweitzer-Grundschule Treuenbrietzen gehen auf Spurensuche in ihrer Stadt, vermessen und beschreiben die unterschiedlichen Abschnitte der Stadtmauer und erkunden das Parkgelände. Den Platz im Stadtpark, den der Gedenkstein markiert, schaut sich das Team mit Experten für jüdische Kultur genauer an. Ist der ehemalige jüdische Friedhof ein Denkmal, auch wenn dort gar keine Grabsteine stehen? Gibt die Stadtmauer Schutz, oder muss man sie heute selbst beschützen? Was macht den Park zu einem Gedenkort? Und ist der traditionell als Rodelhang genutzte Wall an der Friedhofsmauer nach jüdischem Verständnis vielleicht immer noch ein heiliger Ort? Auf all diese Fragen suchen die Schülerinnen und Schüler Antworten und erarbeiten mit Unterstützung einer Expertin für Judaistik an der Uni Potsdam einen Eintrag zum jüdischen Friedhof Treuenbrietzen für das Verzeichnis Jüdischer Friedhöfe in Brandenburg.

Ein denkmal aktiv-Projekt mit Förderung durch:
Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg
Diese Schule arbeitet in einem gemeinsamen Projekt mit der folgenden Schule:
Freiherr-von-Rochow-Schule, Pritzwalk» zum Partnerprojekt
Bauamt der Stadt Treuenbrietzen; Untere Denkmalbehörde Landkreis Potsdam-Mittelmark, Teltow; Heimatverein Treuenbrietzen; Makom Kunst und Schule, Beelitz
Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde
Jg. 6

Dokumentation

Der Fried­hof unter­halb der Stadt­mauer von Treuen­briet­zen (Foto: A. Geißler-Grünberg, Potsdam)

 


Die Projekt­lei­te­rin:

Die Schüle­rin­nen haben promi­nen­ten Besuch bei der Einwei­hung des Gedenk­steins am Tag des offenen Denkmals: Wolfgang Ucksche für den Heimat­ver­ein, Bürger­meis­ter Michael Knape, Peter Lipka für das Schul­ma­nage­ment Treuen­briet­zen und Minis­ter Guido Beermann (Foto: Klaus Klein­schmidt)

„Die Schüle­rin­nen und Schüler fanden das Kennen­ler­nen der jüdischen Vergan­gen­heit von Treuen­briet­zen und beson­ders auch der hebräi­schen Schrift sehr spannend. Wir konnten mit Unter­stüt­zung unserer fachli­chen Partne­rin viel zutage fördern, was die Geschichte des jüdischen Fried­hofs angeht:

Zwei seiner Grabsteine, die im Heimat­mu­seum aufbe­wahrt werden, wurden erstmals übersetzt. Bislang war man von einem kaput­ten Grabstein ausge­gan­gen, wir wissen aber nun, dass es Fragmente von zwei Grabstei­nen sind. Außer­dem ist bekannt gewor­den, dass die Steine erst zu DDR-Zeiten verschwan­den, denn bis in die 60er Jahre standen sie noch. Sie wurden wohl zur Uferbe­fes­ti­gung verwen­det. 2017 wurde diese Uferbe­fes­ti­gung erneu­ert. Die Frage ist nun: Wo sind die Grabsteine hin?

Mit dem Heimat­mu­seum sind wir in engem Kontakt, die Zusam­men­ar­beit hat sich im Verlauf der Projekt­ar­beit noch inten­si­viert. Zum Stadt­fest am 18. Juni haben wir eine Ausstel­lung in der Stadt­in­for­ma­tion und eine Führung im Stadt­park geplant. Wir werden außer­dem zum Tag des offenen Denkmals einen Gedenk­stein auf dem ehema­li­gen jüdischen Fried­hof aufstel­len, mit dem die Ergeb­nisse aus unserer Projekt­ar­beit abruf­bar sind.“


Mehr Bilder von der Einweihung zum Tag des offenen Denkmals am 11. September 2022

Der Moment der Enthüllung des Gedenksteins im Stadtpark

Amelie, Ella, Clarissa, Thea und Lilly und der enthüllte Gedenkstein. Der Treuenbrietzener Fotograf Klaus Kleinschmidt begleitet die Einweihung des Gedenksteins durch die Schülerinnen mit der Kamera. (Fotos: Marianne Bünger)