Zwischen Bamberg und Erlangen findet sich in Mühlhausen die vermutlich größte erhaltene barocke Landsynagoge in Bayern. Sie wurde 1755/56 errichtet, 1833 ihr Betsaal umgestaltet. Jahrzehntelang diente der nach 1938 profanierte Bau als Lagerhalle, im Betsaal wurde über dem originalen Boden Estrich aufgetragen. Dort will ein P-Seminar des Gymnasiums unter fachlicher Anleitung eine archäologische Grabung durchführen, um die Fundamente nutzungszeitlicher Einbauten und generell die Baugeschichte der Synagoge zu erforschen. Durch Vorbereitung der praktischen Grabungstätigkeit und Beteiligung an ihrer Dokumentation lernen die Schülerinnen und Schüler die fachlichen Grundlagen der Bodendenkmalpflege kennen. Recherchen zur Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Mühlhausen und des Judentums in Mittelfranken schließen sich an, u.a. mit einer Exkursion zur ehemaligen Synagoge in Memmelsdorf. Um den Ergebnissen der Recherchen und vor allem der Grabung zu öffentlicher Wahrnehmung zu verhelfen, erarbeitet der Projektkurs abschließend eine multimediale Präsentation des Baudenkmals.
Der Projektleiter:
„Die Schülerinnen und Schüler haben bei einem Unterrichtsgang vor Ort erfahren, wie die Synagoge aufgebaut war und ihre Geschichte kennengelernt. Die Zerstörung des Baus und die Behandlung der jüdischen Bewohner lassen sich anhand des Denkmals leicht veranschaulichen. Darüber hinaus wird die religiöse Funktion des Gebäudes verständlich - über Bestandteile und Einrichtung der Synagoge hatten die Schülerinnen und Schüler bislang keine Kenntnisse.
Neu für die Lerngruppe war der enorme bürokratische Aufwand, der sich aus dem Antrag auf Genehmigung der archäologischen Grabung ergibt. Da sich die Grabungen v.a. auf Bima und Aron Ha-Kodesch konzentrieren, wird dazu Material gesammelt und im Seminar diskutiert. An den Beispielen der schon sanierten Synagogen von Veitshöchheim und Memmelsdorf lernt das Seminar zwei unterschiedliche Konzepte für den Umgang mit historischer Bausubstanz kennen.
Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen der Schule und der Universität Bamberg. Die Archäologin, welche das Projekt fachlich leiten wird, hat sich im Seminar vorgestellt und den Ablauf der Arbeiten skizziert. Die Jugendlichen konnten dabei Fragen zur Ausgrabung, zum jüdischen Glauben und zum Aufbau der Synagoge stellen.
Der Vorsitzende des Vereins Forum Alte Synagoge Mühlhausen hat die Schülerinnen und Schüler durch das Gebäude geführt. Im Betsaal, wo die Grabung stattfinden wird, konnten sie sich eine Vorstellung davon machen, wie die Arbeiten zu organisieren sein werden. Da der Verein ein Kulturbüro mit der Entwicklung eines Nutzungskonzepts beauftragt hat, wurde auch ein Kontakt zwischen dem Büro und dem Seminar hergestellt. Die Ergebnisse der Grabung sollen bei der Konzeptentwicklung berücksichtigt werden.
Das Seminar hat Kontakt mit dem Bayerischen Rundfunk aufgenommen und konnte eine Redaktion überzeugen, die Grabungen im Juni mit einem Filmteam zu begleiten. Der Bezirksheimatpfleger von Oberfranken hat Interesse, die Grabungen mit einer Exkursionsgruppe zu besuchen. Für die geplante Ausstellung der Funde werden bereits Vorbereitungen getroffen.“
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