Geschwister-Scholl-Gymnasium, Magdeburg

Spuren in Stein - Ein Friedhof als Spiegel jüdischen Lebens


Nicht weit vom Gymnasium entfernt liegt der Israelitische Friedhof Magdeburg, der zu den größten Anlagen des 19. Jahrhunderts in Deutschland zählt und als Ganzes unter Denkmalschutz steht. Viele seiner historischen Grabstellen zeugen von Wohlstand und Assimilation. Die Schülerinnen und Schüler erkunden sie als anschauliche Zeugnisse der jüdischen Kultur, ebenso ein dort aufgestelltes Mahnmal für die jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Auch zu Gestalt und Geschichte der Trauerhalle von 1864, die in der Zeit des Nationalsozialismus zum "Judenhaus" umfunktioniert wurde, recherchieren die Jugendlichen. Das jüngste Gräberfeld spiegelt die Zuwanderung russischer und ukrainischer Juden und macht Bezüge zu heutigem jüdischem Leben in der Stadt möglich. Fragestellungen der Denkmalpflege erarbeitet sich das Projektteam am Beispiel eines bislang noch nicht dokumentierten Gräberfeldes und in Beschäftigung mit unsachgemäß durchgeführten Vergoldungen der Inschriften von Grabsteinen. Zur Geschichte der Anlage stellen die Schülerinnen und Schüler Informationen zusammen als Beitrag für die Datenbank Lost Places der Historischen Kommission Sachsen-Anhalt und präsentieren der Schulöffentlichkeit ihre Erkenntnisse zur jüdischen Bestattungskultur auf dem Israelitischen Friedhof.

Ein denkmal aktiv-Projekt mit Förderung durch:
Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt
Synagogengemeinde Magdeburg
Wahlpflichtkurs
Sek. I, WP-Kurs Architektur Klasse 10

Dokumentation


Präsentation des Projekts bei einer Lehrerfortbildung in der Synagoge

Fotos: C. Voigt, Magdeburg

 

Die Projekt­lei­te­rin:

„An den Grabstei­nen des Jüdischen Fried­hofs konnten die Bestat­tungs­ri­ten im Juden­tum sowie Symbole unter­schied­li­cher Bedeu­tung kennen­ge­lernt werden. Missglückte Restau­rie­rungs­ver­su­che von Vergol­dun­gen waren deutlich wahrnehm­bar. Zudem erfuh­ren die Schüler, dass Jüdische Fried­höfe für die Ewigkeit angelegt sind. Die Trauer­halle zeigte die unter­schied­li­chen Baupha­sen, aber auch Merkmale der Zerstö­rung und der Restau­rie­rung. Das Mahnmal verdeut­lichte die Betei­li­gung jüdischer Solda­ten am Ersten Weltkrieg – ein Fakt, der Schülern meist nicht bekannt ist. Wie hier können im Projekt einige Bezüge zum Ersten Weltkrieg und zum Holocaust in der eigenen Region herge­stellt werden, etwa auch mit Mahnma­len für die Gefal­le­nen des Ersten Weltkriegs im Stadt­bild. Die archi­tek­to­ni­sche Formen­spra­che von Synago­gen in Deutsch­land im ausge­hen­den 19. Jhd., aber auch die Entwick­lung der jüdischen Gemeinde im Zweiten Weltkrieg und danach haben sich als inter­es­sant erwie­sen.

Das Projekt hat den Jugend­li­chen spannende Begeg­nun­gen mit Akteu­ren in der Kommune eröff­net. Bei einer Präsen­ta­tion der Arbeits­er­geb­nisse zum Pogrom­ge­den­ken trafen sie auf die Oberbür­ger­meis­te­rin und verschie­dene MdL sowie eine Delega­tion der israe­li­schen Partner­stadt. Für den Daten­bank­ein­trag ‚Lost Places’ musste ein Filmbei­trag als Audio­da­tei umfor­ma­tiert werden, da nicht alle Bildnut­zungs­rechte nachge­wie­sen werden konnten. Dadurch wurde ein bewuss­te­rer Umgang mit Nutzungs­rech­ten angeregt. Der Beitrag wurde an die Histo­ri­sche Kommis­sion überge­ben.
Die Ergeb­nisse der Projekt­ar­beit wurden auch bei einer Lehrer­fort­bil­dung zum jüdischen Leben in Magde­burg in der Synagoge vorge­stellt. Die Infoma­te­ria­lien der Projekt­gruppe müssen noch überar­bei­tet werden und sollen dann als Flyer gedruckt werden, zudem soll ein Roll-Up entste­hen.“