Für viele denkmalgeschützte Kirchen wird in Zukunft eine Umnutzung nötig sein. Damit einhergehende Umgestaltungen können die Substanz bedrohen; eine neue Funktion ist oft aber auch eine Chance für ein Gebäude - denn erhalten lässt sich nur, was genutzt wird.
Mit den Herausforderungen und Lösungen gelungener Kirchenumnutzungen beschäftigt sich in diesem Projekt eine 10. Klasse des Gymnasiums. An Beispielen der Berliner Kirchenlandschaft erkunden die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichen Raumformen sakraler Denkmale und nähern sich ihnen mit Material- und Beleuchtungsübungen. In der Analysephase erfahren sie, wie sakrale Räume funktionieren und wie sie denkmalgerecht für neue Nutzungen erschlossen werden können. Am konkreten Exempel der Ev. Königin-Luise-Kirche in Berlin-Waidmannslust beschäftigen sie sich intensiv mit einem Objekt, das aktuell für eine multifunktionale Nutzung ertüchtigt werden soll. Sie fertigen selbst Modellentwürfe und Vorschläge für die räumliche Gestaltung an, um sie in die laufende Konzeption der Umnutzung einzubringen. Mit Unterstützung eines weiteren Kurses entstehen auch Entwürfe für die Ev. Kreuzkirche in Schmargendorf. Diese Planungen werden fotografisch dokumentiert und in Form einer gestalteten schriftlichen Projektdarstellung den Gemeinden und dem Kirchenbauamt übergeben: Als Zeugnis der Reflexion der kommenden Generation, wie sie sich die Zukunft des baulichen Erbes vorstellt, für das sie bald die Verantwortung übernehmen wird.
Viele Berliner Kirchen sind unter den Förderprojekten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz - auch die kulturell umgenutzten Gotteshäuser St. Agnes in Friedrichshain und die Elisabethkirche von K.-F. Schinkel in Mitte.
Das Medienecho zu diesem Projekt:
Der Projektleiter Michael G. Gromotka:
„Die Frage, wie die Schülerinnen und Schüler für sich einen sakralen Raum definieren, erwies sich als besonders fruchtbar. Aus ihren Diskussionen entwickelten sie einen Kriterienkatalog, den sie auch in architektonischen Stehgreifübungen praktisch erprobt haben. Auch beschäftigte sie stark die Frage, wie eine religiös-profane Mischnutzung aussehen kann, die den Bedürfnissen moderner Sakralität, außerreligiöser Nutzung und den Erfordernissen des Denkmalschutzes gleichermaßen gerecht wird.
In Zweiergruppen erkundeten die Jugendlichen zahlreiche Denkmale innerhalb und außerhalb Berlins, um Inspirationen für historischen und zeitgenössischen Sakralbau zu sammeln. Mehrmals haben die Schülerinnen und Schüler die Kirche besucht, für die sie eine Umgestaltung erarbeiten wollen, die Ev. Königin-Luise-Kirche in Waidmannslust. Auch mit der Architektur der Kreuzkirche am Hohenzollerndamm haben wir uns intensiv auseinandergesetzt.
Die beiden betroffenen Kirchengemeinden stehen am Anfang eines Umnutzungsprozesses und sind ganz gespannt auf die Ideen der Schüler. Die Schüler erfahren so Selbstwirksamkeit – sie planen nicht ‚für die Galerie‘, vielmehr gibt es große Neugier auf ihre Ideen und ein großes Interesse an Austausch mit ihnen. Das motiviert die Jugendlichen sehr stark, ihre Gestaltungsfähigkeiten und -möglichkeiten im Bereich der Architektur zu erproben und immer weiter auszubauen. Dass es nicht beim Nachdenken und Diskutieren bleibt, sondern alles in eine praktische Planung mündet, bedeutet ihnen viel.“
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