In Rostock wird aktuell das Schicksal eines Denkmals diskutiert, das an den Afrika-Reisenden Paul Pogge erinnert, der von seinem heimatlichen Gut aus in den 1870er und 1880er Jahren zu mehreren Expeditionen aufbrach. Erinnern seine Büste und die Gedenktafel im Rostocker Rosengarten an einen großen Mann der Geschichte, der in vorkolonialer Zeit zur Erforschung Afrikas beitrug? Oder erinnert das Denkmal an einen Rassisten und sollte es deshalb umgesetzt, vielleicht sogar entfernt werden?
Ausgehend von diesem Streit widmen sich die Schülerinnen und Schüler weiteren gesetzten Denkmalen in der Stadt, die vor allem Kriegs- und Kriegerdenkmale sind. Geben Sie Auskunft darüber, was früheren Generationen der Erinnerung wert war, und sind sie deshalb selbst zeitgeschichtliche Quellen? Oder glorifizieren sie vergangene Kriege und stilisieren sie Akteure zu Helden, deren Handeln wir heute weitaus weniger positiv bewerten? Wie zeitgemäß sind solche Denkmale - und wie gehen wir mit ihnen um? Im Unterricht erarbeiten sich die Jugendlichen den historischen Kontext zu den verschiedenen Denkmalen, unterstützt von Fachleuten des Rostocker Amts für Kultur, Denkmalpflege und Museen. Anschließend formulieren sie historische und gesellschaftswissenschaftliche Fragen an die Denkmale, die sie mit Hilfe von Exkursionen zu den Erinnerungsorten, aber auch zu Einrichtungen der Kulturpflege selbst beantworten.
Ihre Ergebnisse präsentieren die Schülerinnen und Schüler in einer schriftlichen Ausarbeitung und einem begleiteten Kolloquium. Schließlich entwickeln sie einen historischen Stadtrundgang, der auch anderen Kursen der Schule zugänglich macht, was sie herausgefunden haben.
Der Projektleiter:
„Durch die Beschäftigung mit den Denkmalen und im Verlauf der Stadtrundgänge haben die Schülerinnen und Schüler ihre Heimatstadt bewusster entdecken können. Besonders interessant war für sie das Thema Erinnerungskultur: Warum wurden die Denkmale errichtet? Warum erhalten wir sie? Und wie wurde bei der Gestaltung der Erinnerungsmale mit verschiedenen Opfergruppen umgegangen?
Die Jugendlichen konnten sich vertieft mit der näheren bekannten Umgebung auseinandersetzen, aber auch Denkmale entdecken, die vorher unbekannt waren. Von der Stadtkonservatorin wurden wir z.B. eingeladen, das Rathaus zu besichtigen und auch weitere Denkmale zu erkunden, die über unser eigentliches Thema hinausweisen. Was ist Erinnerung? Was ist kulturelles Gedächtnis? – Die Projektarbeit hat spannende Fragen aufgeworfen, auf die mit dem Lernort Denkmal anschauliche Antworten gefunden werden können.“
denkmal aktiv fördert Projektwochen und Projektphasen mit bis zu 300 Euro
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