Pascal-Gymnasium, Grevenbroich

Rheinische Bergbaugeschichte - ein Kraftwerk unter Denkmalschutz?


Der Strukturwandel im Rheinischen Revier und seine Auswirkungen auf die Baudenkmalpflege ist das hochaktuelle Thema in diesem Projekt. Einerseits führt der Wirtschaftszweig Braunkohle mit Abbrüchen zugunsten des fortschreitenden Tagebaus zu Denkmalverlusten. Andererseits ist die Braunkohlegewinnung mit ihren verarbeitenden Industrien und Folgelandschaften selbst Gegenstand denkmalpflegerischer Forschung. So auch in Grevenbroich. Dort wird diskutiert, ob und wie das 2021 stillgelegte Kraftwerk Frimmersdorf unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Ein Werkstattverfahren lotet seit 2022 die Nachnutzungschancen und Denkmalpotenziale des einst größten Braunkohlekraftwerks der Welt aus.
Am Pascal-Gymnasium ist das Anlass, um zur Bedeutung von Industriedenkmalen im Rheinland und für den eigenen Schul- und Heimatort zu lernen. Unterstützt von der Städtischen und der Landesdenkmalpflege beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler in der Welterbe-AG (Jg. 5/6) und der AG denkmal aktiv (Jg. 7) mit Geschichte, Architektur und wirtschaftlicher Bedeutung der rheinischen Industriedenkmale. Ausgehend von den aktuellen Diskussionen um die Nachnutzung des Kraftwerks  Frimmersdorf erarbeiten sie sich einen Überblick zu den widerstreitenden Interessen, um schließlich den Zeugnischarakter der mit der Energiewende nach und nach funktionslos werdenden Landmarken bzw. Denkmalen des Kohlezeitalters selbst bewerten zu können. Vergleichend betrachten die Kinder und Jugendlichen den Kulturlandschaftsbereich ehemaliger Tagebau Frechen und die UNESCO-Welterbestätte Zeche Zollverein. Beide Lerngruppen bereiten Themenschwerpunkte vor, die sie sich gegenseitig vorstellen, und erarbeiten kollaborativ eine Ausstellung für die Woche vor dem Welterbetag, die in die Geschichte des Braunkohle-Abbaus einführt und zum Besuch von Denkmalen und Weltkulturerbestätten aufruft.

Ein denkmal aktiv-Projekt mit Förderung durch:
Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW
Stadt Grevenbroich, Stadtplanung/Untere Denkmalbehörde; LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Brauweiler (Technik- und Industriedenkmalpflege)
Welterbe-AG und AG denkmal aktiv
AG Jg. 5/6 und AG Jg. 7

Dokumentation



Fotos: J. Schieck Grevenbroich


 

Der Projekt­lei­ter:

„Die Geschichte des Rheini­schen Bergbaus inter­es­siert die Schüle­rin­nen und Schüler sehr. Der Aufschwung des Braun­koh­le­ab­baus und die damit immer größer werdende Abbau­flä­che vor der Tür der Schule, die teils Menschen aus dem nahen Umkreis zum Umzug zwang und zum Verlust von Denkma­len führte, bewegt die Lernen­den. Dass das einst größte Kraft­werk der Welt bei ihnen im Ort steht, war vielen nicht bewusst. Ebenso überraschte die Größe der Halle, die nun unter Denkmal­schutz gestellt werden soll.
Frau Braun von der Unteren Denkmal­be­hörde besuchte uns in der Schule. Sie brachte Fotos vom Kraft­werk Frimmers­dorf mit und erklärte uns, was man auf ihnen sehen kann. Sie erarbei­tete mit den Schüle­rin­nen und Schülern Möglich­kei­ten einer weite­ren Nutzung und zeigte Lösungs­vor­schläge von Archi­tek­ten. Die Lernen­den konnten eigene Ideen einbrin­gen, die dann kritisch beleuch­tet wurden. So bekamen wir einen unmit­tel­ba­ren Einblick in die Denkmal-Debatte in unserer Kommune.
Trotz Unter­stüt­zung der Denkmal­be­hörde war es uns leider nicht möglich, das Kraft­werk zu besich­ti­gen. Alter­na­tiv haben wir auf einer Exkur­sion die Zeche Zollver­ein und die Villa Hügel in Essen kennen­ge­lernt. Mit dieser Exkur­sion und Video­bei­trä­gen von anderen Zechen (z.B. Zeche Sophia Jacoba) erarbei­te­ten wir den Begriff der regio­na­len Identi­tät und damit einher­ge­hend der Notwen­dig­keit von Indus­trie­denk­ma­len. Das Thema Struk­tur­wan­del lässt sich an ihnen wunder­bar erarbei­ten. Die Frage, ob und warum ein altes Kraft­werk zum Denkmal werden sollte, kann multi­per­spek­ti­visch betrach­tet werden, und es ist sehr spannend, mit den Lernen­den die verschie­de­nen Perspek­ti­ven zu erarbei­ten und zu hinter­leuch­ten. So erhal­ten sie Anlei­tung, eigene Sach- und Wertur­teile fällen zu können.“

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