Carl-Humann-Gymnasium, Essen

Risse im Beton der Geschichte - Hochbunker


In einem interdisziplinären Projekt  geht es am Carl-Humann-Gymnasium um die Bunker des Zweiten Weltkriegs, die wegen ihrer brachialen Bauweise noch immer das Essener Stadtbild prägen. Einige der einst 27 Anlagen stehen heute unter Denkmalschutz. Aus welchem Anlass wurden sie errichtet? Wem sollten sie Schutz geben? Und sind die fensterlosen Monumente des Luftkrieges Schandflecken oder wertvolle Erinnerungsorte? Diesen Fragen widmen sich die Schülerinnen und Schüler im Geschichtsunterricht.
Die Verbindung von Quellenwert und Stofflichkeit der Stahlbetonbauten steht dann im Zentrum des Projekts. Die dickwandigen Gemäuer, die einst dem Bombenhagel trotzen sollten, zerbröseln heute langsam aber stetig durch die Kräfte der Natur und durch Umwelteinflüsse. In Chemie erforschen die Jugendlichen, durch welche Prozesse Schäden am Baustoff Beton entstehen. In direkter Anschauung am Objekt lernen sie schließlich auch Verfahren kennen, wie diese Schäden entdeckt, dokumentiert und behoben werden können und beschäftigen sich auch mit den Möglichkeiten, Bunkerbauten zum Beispiel zu Wohnzwecken umzunutzen.

Ein denkmal aktiv-Projekt mit Förderung durch:
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Alfried Krupp-Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum; Untere Denkmalbehörde Essen; Architekturbüro Heimeier, Essen
Geschichte, Chemie
zwei Klassen des Jg. 9

Dokumentation

 


Die Projekt­lei­ter:

„Sehr anschau­lich lässt sich an denkmal­ge­schütz­ten Bunker­an­la­gen das Thema Zwangs­ar­beit im Natio­nal­so­zia­lis­mus vermit­teln. Sowohl durch die Geschichte der Gebäude als auch durch die Bauweise an sich können Schüle­rin­nen und Schüler schnell erken­nen, unter welchen Bedin­gun­gen sie entstan­den und welche Rolle Zwangs­ar­beit in der Kriegs­wirt­schaft spielte. Für das Fach Chemie sind die Bunker vor allem gute Anschau­ungs­ob­jekte für die Haltbar­keit (und Verfalls­er­schei­nun­gen) von Stahl­be­ton, die sich an diesen Gebäu­den über Jahrzehnte beobach­ten lassen. Und nicht zuletzt sind sie ein spannen­der Lernort für die allge­meine Proble­ma­tik des Denkmal­schut­zes (Welche Gebäude sind überhaupt erhal­tens­wert?).
Aufgrund der Corona-Lage konnte eine Exkur­sion zum Hochbun­ker ‚Eiserne Hand’ auf dem Gelände der Feuer­wehr nicht statt­fin­den. Als Ersatz hat uns der dort für den Zivil­schutz Zustän­dige im Gymna­sium besucht. Er konnte beiden Lerngrup­pen des Jahrgangs 9 nicht nur viel über die Geschichte des Bunkers berich­ten, sondern auch über seine heutige Verwen­dung. Ebenfalls mit beiden Lerngrup­pen haben wir dann im März eine Exkur­sion zum Hochbun­ker an der Körner­straße gemacht, ihn konnten wir auch von innen besich­ti­gen und unter­su­chen. 

Prakti­sche Erfah­run­gen haben die Schüle­rin­nen und Schüler vor allem bei den Workshops im Schüler­la­bor gesam­melt. Dieses Praxis­wis­sen konnten sie bei der Exkur­sion zum Bunker an der Körner­straße konkret anwen­den und reflek­tie­ren. Beson­ders wertvoll waren die neu erlang­ten Kennt­nisse zu den Eigen­schaf­ten des Baustoffs Beton und dazu, wie man Schäden am Beton entdeckt.

Bei der Begehung des Rundbun­kers an der Körner­straße haben Klein­grup­pen Videos gedreht, die das Bauwerk und die bauli­chen Schäden am Gebäude darstel­len. Diese Videos wurden anschlie­ßend im Unter­richt vorge­führt und ausge­wer­tet. Sie haben nun auch dokumen­ta­ri­schen Wert, da der denkmal­ge­schützte Bau zu einem moder­nen Wohnge­bäude umgebaut wird. Deswei­te­ren haben die Jugend­li­chen selbst­stän­dig ein Inter­view mit dem Archi­tek­ten Heimeier vorbe­rei­tet und aufge­nom­men, der in Essen-Huttrop  einen Bunker umgebaut hat. Hier konnten sie die zahlrei­chen Fragen, die während des Projekts entstan­den sind, an einen Exper­ten richten.“

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