Eine berufsbildende Schule und ein Gymnasium in Berlin beschäftigen sich mit dem Wohnungsbau der 1950/60er und der 1980er Jahre in ihrer Stadt, mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Ost und West, Moderne und Postmoderne, Sein und Schein.
Am Gymnasium Steglitz geht es einführend zunächst um Fragen zum Denkmalschutz für dieses vergleichsweise junge baukulturelle Erbe. An prägnanten Beispielen untersuchen die Schülerinnen und Schüler dann im Kunstunterricht die unterschiedlichen Qualitäten von Wohnbauten der Nachkriegs- und der Postmoderne in Bezug auf Städtebau, Grundrisse, Fassaden, Materialität und Freiflächen. Begleitet von einem Architekturfotografen, dokumentieren Sie die Gestaltungsmerkmale der Häuser und Ensembles in Ost- und Westberlin und konzipieren in Einzelarbeit eine Fotoserie, die sie in einem Leporello präsentieren. Auf gemeinsamen Stadtspaziergängen stellen die Studierenden der Berufsschule die von ihnen untersuchten Bauten und deren Besonderheiten auch den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums vor. Im zweiten Schulhalbjahr wenden diese dann ihre Erkenntnisse in einer Entwurfs- und Modellbauaufgabe an, die in der Schule durch Erprobung von Techniken Materialien, ihrer Einsatzmöglichkeiten, Vor-und Nachteile vorbereitet wird. Die realisierten Modelle von Wohnbauten stellen die Jugendlichen schließlich der Schülerschaft des Gymnasiums vor und dokumentieren ihre Projektarbeiten auf der Webseite der Schule.
Die Projektleiterin:
„In der Begegnung mit dem Original wird jedes Thema anschaulicher, lebendiger und einprägsamer. Und wenn die Schülerinnen und Schüler Projektarbeiten eigenverantwortlich durchführen können, ist der Kenntniszugewinn für sie am eindrücklichsten, insbesondere in der Begegnung mit Menschen, die die Jugendlichen zum Teil sogar in ihre Wohnungen eingeladen haben, um dort vom Leben im jeweiligen Haus zu berichten wie etwa im Nikolai-Viertel im historischen Zentrum Berlins.
Drei Schülerinnen wohnen selbst in Ost-Plattenbauten. Die Neubewertung dieser Gebäude, die in der Fachwelt längst Thema geworden ist, hat bei den Jugendlichen noch nicht eingesetzt. Die Betrachtung und Analyse der Architektur, ihre historische Einordnung und Begegnungen mit Bewohner*innen der ersten Stunde haben den Blick meiner Schülerinnen und Schüler verändert und ‚die Platte‘ nun als durchdachten, modernen Großstadtbautyp aufgewertet.
Der Blick für die eher subtile Ästhetik der Gebäude wurde geschärft. Auch ein besseres Bewusstsein für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Architektur in Ost- und Westdeutschland in dieser Zeit wurde erreicht.“
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Spannende Jahres- und Wochenprojekte: Beispiele in unserem Projektschaufenster