Sekundarschule Würdetal, Teutschenthal
Der Wasserturm und weitere Gebäude des Historismus in Teutschenthal
Zwei Schulen in Sachsen-Anhalt erforschen in ihrer jeweiligen Heimatstadt prominente Bauwerke des Historismus.
In Teutschenthal dreht sich alles um den Wasserturm, der seit 1923 den sogenannten Schlossberg bekrönt. Den Bau oberhalb des Würdebachs hatte Carl Wentzel in Auftrag gegeben, und zwar in unmittelbarer Nähe des knapp 40 Jahre zuvor errichteten Familiensitz der Wentzels, den er mit Wasser versorgen sollte. Durch gezielte Rückgriffe auf die Formensprache der Romanik wirkt das 20 Meter hohe Bauwerk wie ein mittelalterlicher Bergfried, ist aber durch und durch ein moderner technischer Bau. In Ortsbegehungen und Recherchen nähern sich die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Würdetal dem Wahrzeichens ihres Heimatortes, bei dem Funktion und Bildwirkung in so großem Gegensatz zueinander stehen. Sie gehen der Frage nach, welche Gründe der Bauherr gehabt haben mag, den Wasserturm auf diese Art gestalten zu lassen, und lernen dabei Bauprinzipien mittelalterlicher Wehr- und Herrschaftsarchitektur kennen. Schließlich ordnen sie die Formensprache des Turms in das Stilvokabular des Historismus ein und erstellen einen Flyer, der den Wasserturm mit weiteren Beispielen historistischer Bauten in Teutschenthal der Öffentlichkeit vorstellt.
Ein Projekt im Themenfeld Historismus in Sachsen-Anhalt.
Förderung des Ministeriums für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt
Unterrichtsfächer:
Geschichte, Kunsterziehung, Technik
Lerngruppe:
AG, Klassenstufe 6
Fachliche Partner:
Mike Leske, Archäologe, Landesmuseum für Vorgeschichte Halle;
Margarete Gerlach, Ortschronistin Teutschenthal
Projektdokumentation:
Arbeitsplan
Abschlussbericht
Das Projekt auf der Homepage der Schule
Der Wasserturm - eine Kurzgeschichte
Der Projektleiter:
„Im Fach Geschichte haben Landes- und Regionalgeschichte einen hohen Stellenwert. Da in der 6. Klasse das Thema Mittelalter eine große Rolle spielt und auch der ‚Umgang mit Überresten des Spätmittelalters in der Region […] (z. B. Stadtsanierung, Denkmalschutz)’ bewertet werden soll, bietet das Projekt die Möglichkeit, Analysen und Bewertungen einzuüben und im Verlauf korrekt anzuwenden.
Die Begriffe Überrest und Überlieferung sind in der Geschichtswissenschaft ausschlaggebend, um einen historischen Gegenstand einzuordnen. Zu welcher Kategorie gehört nun der Wasserturm? Diese Frage stellten sich die Schüler/Innen und kamen zu dem Schluss, dass der Blick des Einzelnen die Einordnung ausmacht. Denn obwohl der Begriff Überrest mit ‚wird heute nicht mehr genutzt’ in Verbindung gebracht wird, heißt es nicht, dass Überreste keinen Wert haben. Vielmehr sind die Gebäude Ausdruck der damaligen Zeit und zeigen Geschichte. Damit haben Überreste den Nutzen, dass sie Informationen über vergangene Entwicklungen in sich tragen. So wurde den Schüler/Innen klar, dass Überreste bewahrt werden müssen.
Eine zweite Erkenntnis war, dass es eine Vielzahl von Gebäuden in Teutschenthal aus der Zeit des Historismus gibt. Warum wurden sie errichtet? Damit rückte eine Frage in den Horizont der Schüler/Innen, die vorher nie bedacht wurde. Sie erfuhren, dass die Geschichte ihres Dorfs von zahlreichen Umbrüchen und Veränderungen geprägt ist: Sei es die totale Zerstörung im 30-Jährigen Krieg oder der Zusammenschluss einzelner Gemeinden zum Ort Teutschenthal. Hier wurde sichtbar, dass eine Auseinandersetzung mit historischer Architektur mehr zu Tage bringt als nur Kenntnisse über die Gebäude.“