Teletta-Groß-Gymnasium, Leer
Die Ehemalige Jüdische Schule Leer
als lebendiger Lernort
In einem Seminarfach ist die Ehemalige Jüdische Schule in Leer Ausgangspunkt für eine eingehende Erforschung der jüdischen Geschichte der Stadt. Das 1909 errichtete Gebäude, in dem der Kreis Leer vor einigen Jahren eine Gedenk- u. Begegnungsstätte eingerichtet hat, erinnert neben dem jüdischen Friedhof als letzter erhaltener Bau an die Synagogengemeinde in Leer. Die Schülerinnen und Schüler machen sich mit der wechselvollen Nutzungsgeschichte dieses Hauses vertraut, auch nach seinem Zwangsverkauf 1940. Sie erkunden den Ursprungsbau, in dem 1910 die Jüdische Schule eröffnet wurde, gehen den Spuren nach, die das Haus nach dem Brand der Synagoge der Stadt als Ersatzgebetsstätte auszeichnet und beschäftigen sich mit seiner Umnutzung zum Gedenkort. In den Archiven von Leer und Aurich recherchieren die Jugendlichen zur Baugeschichte und auch zu den Biografien von Menschen, die hier gelebt und gewirkt haben – unter den Schülerinnen an der israelitischen Elementarschule etwa haben einige später auch das Mädchengymnasium besucht, das Vorläufer des heutigen Teletta-Groß-Gymnasiums war. Ziel ist es, eine Broschüre als Kurzführer zur Ehemaligen Jüdischen Schule zu erarbeiten. Die Jugendlichen selbst wollen sich in ihrer Projektarbeit außerdem selbst zu Ausstellungsguides ausbilden, die Besucher des Gedenkortes auf seine baulichen Besonderheiten aufmerksam machen können.
Unterrichtsfächer:
Seminarfach mit geschichtlichem Schwerpunkt (Erinnerungskultur)
Lerngruppe:
3 Halbjahre in der Sek. II
Fachliche Partner:
Menna Hensmann und Wolfgang Vogelsang, Archiv Leer;
Susanne Bracht und Christin Sommerfeld, Landkreis Leer, Ehemalige Jüdische Schule
Projektdokumentation:
Die Projektleiterin:
„Das praktische Lernen am authentischen Ort wirkt nachhaltiger als herkömmliche Unterrichtsmethoden. Die Rahmenthemen des Kerncurriculums für das Fach Geschichte, Geschichts- und Erinnerungskultur sowie Wurzeln unserer Identität, lassen sich hautnah nachempfinden: Die Geschichte der EJS und das Schicksal ihrer Bewohner veranschaulicht nicht nur die Gräueltaten der Nationalsozialisten gegenüber der jüdischen Minderheit im Dritten Reich. Darüber hinaus spiegelt die Genese des Hauses den Umgang mit der NS-Vergangenheit innerhalb der deutschen Mehrheitsgesellschaft nach 1945 wider. (…) Der Besuch der Synagoge in Groningen konnte einen Eindruck von einem jüdischen Gotteshaus vermitteln, das meine SchülerInnen zuvor noch nie gesehen hatten. Die Fliesen der niederländischen Mikwe sind von dem gleichen Hersteller, der das Ritualbad in Leer beliefert hatte. Und so können die Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs erfahren, wie kleine Mosaike helfen, ein Gesamtbild zu erkennen. Frau Ritter vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege zeigte sich äußerst hilfsbereit, ihr Vortrag für das Seminarfach war sehr informativ.“