In Aachen und im nahen Würselen beschäftigen sich Projekte an zwei Gymnasien mit den Überresten römischer Wasserbaukunst und Badekultur in der Region. Eine AG in Würselen forscht der Rolle nach, die den römischen Thermenanlagen in Aachen bei der Siedlungsentwicklung der Stadt zukam. Wie sonst oft gab es hier keine attraktive Flusslage, die Transporte oder das Sichern von Grenzen begünstigt hätte - die noch heute genutzten Thermalquellen auf Aachener Gebiet, die zu den ergiebigsten in Deutschland gehören, waren also ein wichtiger Grund, überhaupt eine Stadt zu errichten. Zwei bedeutende Thermenanlagen sind im Zentrum unweit der touristischen Attraktionen Dom und Rathaus nachweisbar. Kein Zufall, sondern Zeichen der Siedlungskontinuität an dieser Stelle. Welche Thermalquellen und wie viele gibt es in Aachen? Wie badete man in der Römerzeit, wie kurt man heute damit? Und wie wäre bzw. ist Aquae Granni im heutigen Aachen verortet? Diesen Fragen gehen die Schülerinnen und Schüler am Heilig-Geist-Gymnasium nach und nehmen dabei zwei Bodendenkmale genauer in Augenschein. Die Überreste der Münstertherme, die in das Fundament des Domes verbaut wurden und damit in einem Areal des UNESCO-Welterbes liegen, und die nahe gelegene Therme am Büchel. Was von diesem Bodendenkmal bei der Errichtung eines Neubaukomplexes rund um eine Buchhandlung störte, wurde entfernt. Beide Thermen wurden also "miss-braucht" statt erhalten. Wie funktioniert Bodendenkmalschutz eigentlich? Über die Bedingungen und Arbeitsweisen archäologischer Ausgrabungen und Methoden der Sicherung wird sich die AG auf Exkursionen in Aachen und zu weiteren römischen Überresten in der Region informieren. In der Stadt sind die bekannten Bodendenkmale meist überbaut, manche in archäologischen Fenstern sichtbar - ein Hinweis darauf, dass mit jeder neuen Bautätigkeit Chancen, aber auch Risiken für antike Artefakte verbunden sind. Zum Abschluss des Projekts gestalten die Projektteams beider Schulen zu all dem, was sie herausgefunden haben, eine gemeinsame Ausstellung.
Der Aachener Dom gehört zu den Förderprojekten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Der Projektleiter:
„Zum Einstieg machte die archäologische Vitrine im Elisengarten die überraschend dünnen Schichten der archäologischen Flächen in der senkrechten Folge sichtbar. Mit verschiedenen Symbolen war der Blick bis in die Zeit der Römer möglich, da an dieser Stelle keine Tiefenbebauung in den Folgejahrhunderten erfolgte. Dennoch ergaben sich durch Bodeneingriffe im wahrsten Sinne des Wortes „Überschneidungen“. Wie nah den Lernenden die Römer sind, wurde hier besonders deutlich. Ein einzelner Schüler bat noch während der Führung um Zuschrift meiner Notizen, um sich Gedanken zu einem Flyer dieses archäologischen Rundgangs zu machen. Daran wollen wir in der AG weiterarbeiten.
Ebenso wurde mancher Straßenname hinsichtlich der historischen Namensgebung deutlich, etwa ‚Rennweg‘ als Hinweis auf fließendes Wasser. Hier befanden sich in der Senkrechten translozierte Abdeckungsplatten eines historischen Kanals, der der Straße den Namen gebenden „Rinne“, im Gehwegpflaster. Mit den Steinen soll hier angesichts identischen Verlaufs die historische Lage im heutigen Straßenbild sichtbar gemacht werden.
Im Innenhof des Dombezirks findet sich eine Spolie eines römischen Steins mit Inschrift im sichtbaren Mauerwerk des ehemaligen Baptisteriums, außerdem dienen eine Bodenplatte mit historischen Informationen zur Domgeschichte und ein Modell der Visualisierung und haptischen Wahrnehmung des Domgebäudes und seiner Anbauten. Auch diese Zugänge erfüllen die Begrifflichkeit des ‚Archäologischen Fensters‘, das eher im übertragenen Sinne zu verstehen ist.
Das HGG hat im Jahr 2023 mit der Archäologie-AG als Kooperationspartner der Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur Anteil an der im April beginnenden Sonderausstellung. Prominenter Bestandteil wird das 3D-Druck-Modell der Aachener Münstertherme des HGG-Abiturienten Florian Grotensohn sein (im Januar 2023 angekauft). Ferner wird es eine Vitrine zu Objekten experimenteller Archäologie zum Themenfeld des römischen Alltags aus den Projektjahren 2021/22 und 2022/23 geben, um Beispiele für die mögliche Umsetzung in der Schule zu präsentieren.“
denkmal aktiv fördert Projektwochen und Projektphasen mit bis zu 300 Euro
Spannende Jahres- und Wochenprojekte: Beispiele in unserem Projektschaufenster