Zwei Bayerische Schulen untersuchen in ihren Projekten, wie sich an Denkmalen die Geschichte des Heimatortes und der Region ablesen lässt. In Prien am Chiemsee geht es dabei um das "Alte Schloss" auf Herrenchiemsee und seine lange Bau- und Nutzungsgeschichte.
Schon um 770 bestand hier ein Kloster, an dessen Stelle im 12. Jahrhundert das Stift für Chorherren gegründet wurde. Der Komplex ist heute geprägt von Bauten des 17. und 18. Jahrhunderts. Nach der Säkularisation umgenutzt als Gutshof, Brauerei oder auch Unterschlupf für die Bevölkerung in Kriegszeiten, haben auch das 19. und 20. Jahrhundert Spuren an den Bauten hinterlassen. All diese verschiedenen Zeitschichten der Anlage wollen sich Schülerinnen und Schüler der Oberstufe erschließen. Sie entwickeln Exkursionsangebote zu diesem facettenreichen Denkmalkomplex, die jüngeren Lerngruppen die historischen Entwicklungen der Chiemseeregion greifbar machen können. Auch die Projekterarbeitung passiert jahrgangsübergreifend: Die Mittelstufe unterstützt das Oberstufenteam bei seinen Forschungen und trägt dazu bei, die Rechercheergebnisse in altersgemäße Führungen umzusetzen.
Der Projektleiter:
„Unser denkmal aktiv-Projekt ist verzahnt mit den laufenden Vorbereitungen zur Verfassungsausstellung im Augustiner-Chorherrenstift, um im Schülerteam ein Bewusstsein zu schaffen für die vielschichtige historische Bedeutung dieses Denkmalkomplexes. Der historisch und politisch bedeutende Ort wurde über der Hälfte der teilnehmenden 7.-Klässlern so überhaupt erst bekannt. Dabei stammen alle aus direkten Anrainergemeinden des Sees. 28 von 28 Kindern waren vorher auf der Insel, nur 12 davon aber kannten mehr als das Schlossfragment Ludwigs II. Im Projektlernen wird für sie die Relevanz des Denkmals und seiner Nutzungsgeschichte direkt erfahrbar.
Die älteren Lernenden zeigen Engagement in Führungen und können erklärende Arbeit an Primärquellen wie den Resten des Inseldoms, dem Fresko des Lageplans oder den umgebauten Zimmern Ludwigs II. leisten. So entstand ein Führungskonzept für 7.-Klässler, ein Exkursionstag zum Thema „Geistliche und weltliche feudale-Herrschaft auf Herrenchiemsee“ wurde durchgeführt. Gleichzeitig arbeiten die Oberstufenschüler an Bausteinen zur Verfassungsausstellung. Im entdeckenden Lernen außerhalb der Schule werden für sie wie für die Jüngeren Lehrplaninhalte des Fachs Geschichte unmittelbar greifbar.
Bei Besuchen des ‚Inseldoms’ lassen sich Quellen unterschiedlicher Phasen der Nutzung, ‚Zweckentfremdung’ und Erhaltungsbemühungen lesen, unter anderem Fundamente und Mauerreste bis zurück ins 10. Jh., die ‚Kirchenhülle’ eines mittelalterlich-frühneuzeitlichen Bistums, Spuren des Umbaus und der Verletzung des Gebäudes zum Zweck einer kommerziellen Umnutzung als Brauerei, des 100-jährigen Verfalls trotz der Versuche archäologischer Substanzsicherung und der aufwändigen Begehbarmachung im Jahr 2021.
Unterrichtsinhalte, die sich in diesem Projekt am Lernort Denkmal wunderbar vermitteln lassen, sind: Feudalherrschaft und geistliche Herrschaft (u.a. die Machtmanifestation mittels Gebäuden), Säkularisation, Industrialisierung und nicht zuletzt die Rolle des Denkmalschutzes.“
denkmal aktiv fördert Projektwochen und Projektphasen mit bis zu 300 Euro
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