Hans-Lebrecht-Schule, Ulm
Das Ich im Licht der Fenster
des Ulmer Münsters
Schülerinnen und Schüler, die für eine längere Krankenhausbehandlung am Uniklinikum Ulm verweilen, erhalten in der Hans-Lebrecht-Schule Unterricht. Sie beschäftigen sich in ihrem Projekt mit dem Ulmer Münster, dessen 1885-90 vollendeter Westturm bis heute der höchste Kirchturm der Welt ist. Besonderes Augenmerk legen sie auf die Lichtwirkung in der gotischen Kirche, die von den hohen Buntglasfenstern ausgeht. Bei Erkundungen im Münster setzen sie sich mit der Entstehung der mittelalterlichen Chorfenster auseinander, analysieren ihre Symbolik, erfahren von ihrer kunsthistorischen Bedeutung und lernen die Maßnahmen kennen, die zu ihrem Erhalt nötig sind. Der Münsterbaumeister gewährt ihnen dabei einen Einblick in die Arbeit der Münsterbauhütte. Jeder im Projektteam wählt dann sein Münster-Fenster aus und beschreibt es. Für die fotografische Erfassung erhält das Team Unterstützung von professionellen Fotografen. Neben den historischen gibt es auch viele moderne Fenster. Sie ersetzen nach und nach die einfache Verglasung, die nach Bombenschäden am Münster 1944 eingebaut wurde. Zu den verschiedenen Fenstern entsteht ein Kalender mit Schülertexten.
Das Ulmer Münster gehört zu den Förderprojekten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Unterrichtsfächer:
Geschichte, Deutsch, Kunst
Lerngruppe:
alters- u. fächerübergreifend, sonderpädagogisch in Sek I u. II
(Gymnasiallehrerin Christina Müller)
Fachliche Partner:
Michael Hilbert, Münsterbaumeister, Ulm;
Armin Buhl, Fotograf, Neu-Ulm; Matthias Kessler, Fotograf, Ulm;
Thomas Kuzio, Glaskünstler, Sommersdorf
Projektdokumentation:
Arbeitsplan
Abschlussbericht
Der Projektleiter:
„Die herausragende kunsthistorische Bedeutung der Kirchenfenster, insbesondere die der erhaltenen Mittelalterfenster, wurde den Schülerinnen und Schülern eindrücklich im Rahmen der Führung vermittelt, bei der die Kirchenpädagogin sehr gut auf die einzelnen Teilnehmer und deren Fragen und Impulse einging.
Durch den Besuch der Münsterbauhütte und das Zusammentreffen mit dem verantwortlichen Restaurator wurde den Schülerinnen und Schülern aufgezeigt, inwiefern die Glasfenster als ‚Denkmale im Denkmal’ zu verstehen sind. Auch das Zusammenspiel von Tradition und Moderne wurde ihnen nahegebracht. Sie sahen, wie traditionelle Handwerkskunst mit moderner technischer Unterstützung einhergeht, wie z.B. den Absauganlagen zur Luftreinhaltung oder der computerunterstützten Anfertigung der für die Herstellung der Ersatzstücke durch die Steinmetze notwendigen Risse. Die Begegnung mit Mitarbeitern der Bauhütte, von denen einige der jüngeren Generation angehören, zeigte den Schülerinnen und Schülern auf, dass die Beschäftigung mit einem mehr als 600 Jahre alten Bauwerk und all dem damit Zusammenhängenden im Heute seine Notwendigkeit und Berechtigung hat und darüber hinaus auf Zukünftiges ausgerichtet ist.
Für eine Schülerin kam es zu einem ganz besonderen Kontakt. Zufällig hielt sich am zweiten Exkursionstag aus den Reihen der Münsterführer ein mittlerweile 84-jähriger ehemaliger Dekan im Münster auf. Dieser ist spezialisiert auf Fensterführungen und gilt als Experte für die beiden Fenster von Johannes Schreiter ‚Weltgefährdung’ und ‚Weltvollendung’, jene zwei Fenster, mit denen sich die Schülerin die Woche über beschäftigt hatte. Der Experte erklärte sich bereit, sich den Fragen der Schülerin anzunehmen, woraus sich zwischen den beiden ein fast einstündiges Gespräch entwickelte.“